Neurowissenschaftlerin zu Klima:Klimawandel schwieriges Thema fürs Gehirn
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Ständig Extremwetter, aber die Menschen verdrängen den Klimawandel trotzdem? Neurowissenschaftlerin Maren Urner erklärt, was das mit unserem Gehirn zu tun hat.
Unser Gehirn ist laut Experten nicht gut darin, mit Themen wie dem Klimawandel umzugehen. (Symbolbild)
Quelle: imago
Ständig werden weltweit neue Höchststände bei den Temperaturen verzeichnet, die Nachrichten sind voll von Hochwasser, Dürre und anderen Extremwetterereignissen, doch das Interesse am Klimaschutz scheint seltsam abgeflaut zu sein.
Erklärungen bietet die Neurowissenschaftlerin Maren Urner, Autorin des Bestsellers "Radikal emotional - wie Gefühle Politik machen", im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.
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Urner: Es fällt uns schwer, langfristig zu denken
Als einen wesentlichen Punkt nennt Urner, "dass unser Gehirn nicht besonders gut darin ist, langfristig zu denken und zu planen". Es fällt uns "unheimlich schwer, komplexe Zusammenhänge, die sich über einen langen Zeitraum entwickeln, zu verstehen beziehungsweise dafür zu sorgen, dass wir unser Verhalten ändern".
Dies liegt auch daran, dass die Folgen der Klimaveränderungen zwar konkret sind, aber der Zusammenhang zu unserem eigenen Leben eher komplex und indirekt:
Vielzahl an Krisen lässt Klima in Hintergrund treten
Doch warum scheint die Bedeutung von Klimaschutz in der öffentlichen Debatte statt stärker sogar schwächer zu werden? Urner verweist hier auf die aktuelle "Akkumulation von Krisen", angefangen mit der Corona-Pandemie, gefolgt vom Krieg in der Ukraine und seit mehr als einem Jahr auch in Nahost.
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Wenn so ein "ganz akuter Reiz" wie eine Pandemie wirke, "dann tritt das Thema Klima schnell in den Hintergrund", sagt die Wissenschaftlerin. Aus überlebenstechnischer Sicht sei dieser Effekt "auch sinnvoll", schließlich müsse das Gehirn zuallererst fürs Überleben im Hier und Jetzt sorgen.
Hinwendung zu vermeintlich einfachen Antworten
Zudem spiele hier auch der ebenfalls tief in der menschlichen Natur verankerte Drang nach Sicherheit eine zentrale Rolle. "Wenn wir eine Krise nach der anderen verspüren oder stärker noch, gefühlt 35 Krisen parallel passieren, wird die Unsicherheit größer."
Auch Beharrungskräfte nähmen in solchen Zeiten der Unsicherheit zu, sagt Urner. Aus all diesen Gründen hätten im Umgang mit dem Klimanotstand zumindest Teile von Politik und Gesellschaft "nicht nur eine falsche Abbiegung genommen, sondern eine ganze Litanei an falschen Abbiegungen".
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Urner: Zerstören eigene Lebensgrundlagen mit hohem Tempo
Verstärkt würden diese Effekte durch Lobbyarbeit fossil arbeitender Unternehmen, aber auch die Mechanismen im Politik-Betrieb. Da gehe es vor allem darum, "dass falsche Belohnungsmechanismen die Kurzfristigkeit im Denken und Handeln unterstützen. Die Verteilung von Ämtern und Erfolg steht häufig nicht im Einklang mit der Maximierung des Gemeinwohls."
So würden dann Geschichten erzählt, "die Erfolg als etwas definieren, was dafür sorgt, dass wir unsere eigenen Lebensgrundlagen gerade zerstören, mit zunehmender Geschwindigkeit".
Gleichwohl bleibt Urner optimistisch, was die Chancen angeht, von dieser "kollektiven Selbstzerstörung" wegzukommen. "Wenn ich davon nicht überzeugt wäre, dann könnte ich mich nicht motivieren, morgens aufzustehen", sagt sie. Zentral sei, "sich aktiv hoffend dafür einzusetzen, dass es besser wird".
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